top of page
AutorenbildHarald Fischer

Contracting als Finanzierungsinstrument der Wärmewende

Aktualisiert: 27. Nov.

CCF Harald Fischer Create Cooperate Finance



Solarkollektoren, Solaranlage im Sonnenuntergang

Die Wärmewende verändert die Art der Energieerzeugung und -versorgung und führt dabei zu einer Transformation, die in unserem Land und in dieser Größenordnung noch nicht stattgefunden hat.


Und es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, Wärme nicht nur zu erzeugen, sondern auch bestehende Wärme zu verteilen (z.B. industrielle Abwärme). Für welche Lösungen sich die nachfragende Seite letztendlich entscheiden wird, möchte ich hier vernachlässigen. Jedoch ist eines ganz klar und teilweise noch immer nicht im Bewusstsein aller angekommen: Die Wärmeerzeugung durch Primärenergieträger (Öl, Gas, Kohle) wird beendet und damit mit ihr die überregionale Energieversorgung.


Energieversorgung wird vermehrt zu einer regionalen Aufgabe. Natürlich fällt dabei sofort der Blick auf die jeweiligen Stadtwerke bzw. regionalen Versorger. Doch auch in vielen Bereichen wird auch der einzelne Bürger gefordert. Egal, wer der zukünftige (Be-)Treiber einer Wärmeerzeugungsanlage sein  wird, eines steht ganz gewiss im Vordergrund: Die Umsetzung der Finanzierung ist der wesentliche Erfolgsfaktor.  


Doch dies ist nicht ganz einfach. Die Wärmewende bzw. die regenerativen Anlagen versprechen langfristig niedrige Betriebskosten (Opex), doch zunächst stehen gewaltige Investitionen im Raum (Capex). Sprich der Kapitalbedarf ist anfangs sehr hoch und kann nur über einen langen Zeitraum, zumeist deutlich größer 10 Jahre (tendenziell 20-25 Jahre) bedient werden.


Die klassischen Finanzierer wie Banken tun sich damit oft schwer, von einigen Ausnahmen und Spezialfinanzierern abgesehen. Dies nicht nur aufgrund der Laufzeit, sondern auch die Bewertung der Anlage und deren Risikoeinflüsse ist für Finanzierer schwer zu greifen. Anders ausgedrückt: Das Risikogefüge ist nicht optimal für eine Bankfinanzierung. Regionale Versorger verfügen traditionell über eine gute Bonität und könnten die Risikobetrachtung zwar abfedern. Doch trotz eines guten Zugangs zu Finanzierungsmöglichkeiten, stößt auch diese Möglichkeit an ihre Grenzen (höherer Bedarf an Eigenkapital, Verschuldungsgrad, Bonität etc.).




Die Attraktivität von Energieliefercontracting ist offensichtlich


Angesichts dieser Situation gewinnt das Energieliefercontracting erheblich an Attraktivität. Im Grunde ist dieses Geschäftsmodell schon jahrelang erprobt, doch gerade bei einer regionalen und regenerativen Energieerzeugung werden die Anforderungen aufgrund unterschiedlicher Stakeholder-Interessen teilweise sehr komplex und vielschichtig.


In Kürze – Was ist eigentlich Energieliefer-Contracting?

Energieliefercontracting ist eine Form des Contractings, bei der ein Anbieter – meist ein spezialisiertes Energieunternehmen – den Kunden bzw. Abnehmern vor allem die erzeugte Energie selbst liefert und dafür verbindliche Vertragsregelungen fordert. Contracting schließt zumeist die Finanzierung, Installation, Wartung und den Betrieb der Anlage ein. Der Abnehmer zahlt lediglich für die tatsächlich gelieferte Wärme und vermeidet dabei die hohen Anfangsinvestitionen. Der Contractor trägt für einen langen Zeitraum hingegen die volle Verantwortung für Betrieb und Instandhaltung der Anlage.


Zusammengefasst:

  • Der Kunde zahlt nur die gelieferte Wärme

  • Der Contractor trägt die Investitions- und Betriebskosten

Soweit, so einfach. Bekanntlich liegt der Teufel im Detail.


Doch wie finanziert sich der Contractor?

Sofern auch hier der erste Blick auf die Bank fällt, darf ich Sie enttäuschen. In erster Linie muss auch der Contractor den hohen Anfangsinvest (-> Capex) bedienen und dies ist in aller Regel nur mit einem hohen Anteil an Eigenkapital möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass vor Lieferung der ersten Energieeinheit ein zeitlich nicht unerheblicher Vorlauf besteht, Planungsphase, Umsetzung, Bau. Auch dieser Zeitraum muss finanziert werden. Als Contractor ist man daher auf verschiedenen Ebenen gefordert. Jetzt möchte ich unterstellen, dass die meisten Contractor-Modelle von Unternehmen umgesetzt werden, die aus dem Bereich der Anlagenerstellung kommen, der Zugang zu Großinvestoren und deren Pflege gehört damit nicht zum Kerngeschäft. Als Fischer CCF verbringen wir hingegen viel Zeit damit, ein Netzwerk an Investoren zu pflegen und permanent auszubauen.

 

Was aber wenn diese Contractor-Modelle von institutionellen Investmenteinrichtungen finanziert werden?

Grundsätzlich ist diese Vorgehensweise zu begrüssen, denn dies bringt vor allem auch eines: Geschwindigkeit in der Umsetzung. Langwierige und erfolgsoffene Finanzierungsprozesse werden somit deutlich reduziert. Vorsicht: Nicht vermieden, denn jedes Projekt benötigt nicht nur eine technische oder energetische Machbarkeitsstudie, sondern eben auch eine Plausibilisierung der Finanzierungsfähigkeit.


Aktuell sind bundesweit viele Wärmeplanungen in Gang oder stehen vor dem Abschluss, d.h. die Anlagen könnten damit bald gebaut werden. Vorbehaltlich jetzt mal der Planung, Genehmigung und anderen grundsätzlichen Themen der Technik, die ich hier ausklammern möchte, die Finanzierung ist oft ungeklärt. Und gerade die Finanzierung verzögert dann das ein oder andere Projekt. Achten Sie daher besonders darauf, dass diese Aussagen und Berechnungen vorliegen und kommuniziert werden können:  


  • Anlagengröße und Leistung: Festlegung der geplanten Leistung und Energiemenge. Daraus ergibt sich das Investitionsvolumen

  • Preismodell: Festlegung des Abrechnungssystems, z. B. als Wärmepreis pro kWh oder monatlicher Fixpreis.

  • Vertragslaufzeit: Üblicherweise langfristige Verträge (10-20 Jahre) zur Absicherung der Investition. Allerdings gerät hier das Modell ins Wanken, wenn man direkt private Abnehmer beliefert.

  • Wartungs- und Betriebspflichten: Klare Regelungen zur Wartung und zum Betrieb der Anlage. Sind diese budgetiert?

  • Kündigungsoptionen: Vereinbarungen für Sonderkündigungsrechte und Anpassungen bei veränderten Bedingungen. Doch das Wort Kündigung hört der Finanzierer sehr ungern.


An dieser Stelle kommen wir als Fischer CCF wieder ins Spiel. Wir bauen anhand der Kriterien ein sogenanntes Financial Model, welches die Laufzeit, die Investitionsvolumen, den Kapitaldienst, die Einnahmeseite und viele andere Themen in unterschiedlicher Ausprägung betrachtet (Worst Case / Best Case). Komplex? Ja, aber DIE wesentliche Grundlage, um überhaupt Finanzierungen aufbauen zu können.


Woher kommt nun das Kapital für eine Contracting-Anlage?

Die Herausforderung der Finanzierung liegt auch darin, dass es verschiedene Phasen gibt, die unterschiedlich finanziert werden müssen. Dies heisst: Projektfinanzierung, Eigenkapitalfinanzierung, Fremdkapitalfinanzierung, evtl. mit verschiedenen Gestaltungen wie KG-Anteile, Genussscheine, Schuldverschreibungen etc. Alles ist möglich, doch die Strukturierung muss absolut präzise auf das Projekt und dessen Phasen abgestimmt werden.


Der Contractor redet somit während der Planungszeit, der Erstellungsphase und der Betriebsphase u.U. mit verschiedenen Geldgebern. Ein komplexes Unterfangen.

Und immer steht bei jeder Finanzierung eines im Raum: Die Sicherheit.

Jeder Kapitalgeber möchte verstehen, dass die Abnehmerseite homogen ist, natürlich immer zuverlässig Wärme abnimmt (und bezahlt) und dass nach einem längeren Zeitraum – sagen wir mal 10 Jahre – das Kapital zurückbezahlt wird bzw. eine Refinanzierung ohne Probleme möglich ist.


Doch möglicherweise kann es passieren, dass der oder die Finanzierer Bedenken hinsichtlich des Risikos während der langen Laufzeit haben und sehen dies als unternehmerisches Risiko. Was wiederum dem Contractor obliegen muss. Diese Bedenken können verbal nicht zerstreut werden, sondern benötigen – Sie ahnen es – noch mehr Eigenkapital oder eben eine Lösung, die Risikobedenken abnimmt. Und hier können wiederum Stadtwerke (o.ä.) eine wichtige Position einnehmen:


Stadtwerke werden eine Sicherungsbrücke zwischen Abnehmer und Contractor.

Die Versorger verstehen das Geschäft der Energielieferung in der Tiefe. Sie wissen, es ist eine langfristige Einnahmequelle, die regelmäßige Zahlungen für die gelieferte Energie erbringt.


Ganz nebenbei profitieren die Versorger auch von einem Imagegewinn aufgrund umweltfreundlicher und innovativer Energiekonzepte.


Aber noch viel mehr tut sich für die Versorger ein Geschäftsfeld auf, welches Sie ohne Eigenkapital aus ihrem Kerngeschäft heraus bedienen können. Die Versorgung und Abrechnung der Wärmelieferung.


Die Bedenken der Finanzierer hingegen, die bei isolierten Contracting-Modellen auftreten, nämlich die Gefahr des Ausfalls, kann zerstreut werden. Im Fall der Fälle kann ein Versorger in den technischen Betrieb einsteigen und kann somit die Wärmeversorgung vollkommen übernehmen. Dabei erfolgt natürlich eine angepasste Abtretung der Einnahmen aus der Wärmelieferung an den oder die ursprünglichen Finanzierer.


Komplex? Nein – gar nicht. Denn das Stadtwerk agiert hier als Garantiegeber der Versorgungssicherheit, nicht aber für die Anlage selbst. Das Risiko wird somit auf mehrere Schultern verteilt. Ob sich dies alles rechnet? Sie ahnen es, das ist wieder unsere Aufgabe.

Wir als Fischer CCF sehen dies als klassische Win-Win-Situation: Die Finanzierungslast hat der Contractor, wir strukturieren die Finanzierer und bringen die Kapitalpartner an den Tisch und die wesentlichen Bedenken können damit eingedämmt werden.


Der Umsetzung der regenerativen und regionalen Wärmeversorgung steht somit nichts mehr im Weg.




Kontakt

Folgen Sie mir auf

Tel: +49 7544 959089 -30


17 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page